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letzte Änderung: 25.02.2024
Nach den erforderlichen Vorbereitungen, wie z. B. dem Aufstellen von 2 Waag- oder Kontrollvölkern im nördlichen Schwarzwald und nach Absprache mit dem dortigen Förster in Simmersfeld, war es am 30. Juni 1999 soweit. Die 22 zu transportierenden Völker hatten die erste Wanderung von Hochstadt in den Spessart und 3 Wochen Waldtracht bereits hinter sich. Es gehörte ebenfalls zur Pflicht, den Jagdpächter in dem Spessartrevier von unseren morgendlichen Unruhetätigkeiten fernmündlich zu informieren.
Am Morgen des 30. Juni war um 02.45 Uhr Aufstehen angesagt. Abfahrt um 03.20 Uhr in Hochstadt; um 04.00 Uhr mussten wir mit unserem PKW-Kombi mit Anhänger im Spessart sein. Die 22 Völker waren an drei Stellen mit etwa 400m Abstand postiert und die Fluglöcher mussten noch vor den ersten Lichtstrahlen geschlossen sein. Nach Ankunft wurden zunächst die Zuladungen von Fahrzeugen genommen (Balken, Holzkeile, zusätzliche Zargen, Leerwaben, Bretter, Abdeckmaterial, Werkzeuge usw.). Nach dem Anfachen eines leichten Rauches hatten sich ein paar neugierige Immen, die das Flugloch auch in der Dunkelheit bewachten, zurückgezogen. Die Fluglöcher konnten an allen drei Standplätzen planmäßig geschlossen werden. Zum Glück hatte es trotz angesagtem Nieselwetter nicht geregnet.
Am dritten Standplatz und nach dem Schließen des letzten Fluglochs war es mittlerweile 04.30 Uhr geworden. Wir konnten mit dem Aufladen beginnen. Dabei sollte es schon etwas sachte und schonungsvoll zugehen, denn den Immen wird an einem solchen Tag einiger Stress abverlangt.
Nach dem Absetzen im Fahrzeug bekam jedes Volk in den mit Fliegendraht abgespannten offenen Bereich einen Schuss Wasser, denn Überhitzung ist im Laufe des Transportes eine gefährliche und sogar lebensbedrohliche Situation für die Völker. Die Arbeiten gingen zügig voran und pünktlich um 05.00 Uhr konnten wir die Verlade- und Verzurrarbeiten beenden und den Wald, nach Schließen der Wegschranke, verlassen.
Die Fahrt ging über den Vorspessart, an Geislitz vorbei, die A 66 und dem Hanauer Kreuz. Es war schon klar, dass wir dort auf den Main-Autobahnen in die verkehrsdichteste Tageszeit hineingeraten würden. Die Fahrt ging weiter über das Frankfurter Kreuz in Richtung Süden. Hinter Heidelberg in abbiegender Autobahn Richtung Nordschwarzwald.
Den Stadtrand von Pforzheim haben wir dann auch gegen 08.45 Uhr gestreift, wobei eine ziemliche Steilstrecke in sehr vorsichtiger Fahrt überwunden werden musste. Es galt übrigens auch für den gesamten Transport: Vorsicht!! Karambolagen mit Bienen auf der Autobahn sind schon ein besonderes Ereignis. Erlebnisse dieser Art in früheren Jahren waren noch in stechfreudiger Erinnerung. Beim Zusammenräumen der umgekippten, auseinandergebrochenen Beuten und zerquetschten Waben hatten sich damals keine Polizisten oder Abschlepphelfer beteiligt.
In den Schwarzwald ging es der kleinen Enz entlang und an Wildbad vorbei, rechts unten lag dieser schöne Kurort in der Morgensonne. Gegen 10.30 Uhr sind wir im "Zielgebiet" in der Nähe von Simmersfeld angekommen. Über Waldwege haben wir dann kurz vor 11.00 Uhr unseren Standplatz erreicht. Der Höhenmesser in unserem PKW zeigte über den Erhebungen westlich von Simmersfeld über 800 m an.
Zunächst wurde das Waagvolk in Augenschein genommen. Wir sind dabei nicht gerade in Begeisterungsstürme ausgebrochen. Ziemlich behäbig krabbelten unsere Sammlerinnen auf dem Flugbrett. Nach dem Aufsuchen des zweiten Waagvolkes an anderer Stelle, zu einem späteren Zeitpunkt, hat sich dann herausgestellt, dass dieses erste Volk zwar stark genug, aber eben faul war. Es wurde im Laufe der Arbeiten gegen ein anderes Volk in Reihenaufstellung ausgetauscht.
Nochmals zurück zu unserer Ankunft: zunächst wurden die Balken, Bretter und teilweise auch die Beuten am Waldboden einfach abgesetzt, weil die 22 Völker an zwei Stellen aufgebaut werden sollten. Mit der zweiten Hälfte ging es also 300 m weiter.
In der Zwischenzeit war auch der Förster vorbeigekommen. Er wurde bereits am Vortage von uns über diesen Transport und etwaige Ankunft informiert. Nach kurzer Begrüßung hat er uns auf eine ebenfalls „gute Stelle" aufmerksam gemacht. Um die Sache zu erkunden, sagten wir zu, bei ihm zu Hause nach unseren vorläufigen Aufbauarbeiten in Simmersfeld vorbeizukommen. Das Auslegen der Hölzer, das Unterfüttern mit dem Einsatz der Wasserwaage ging nun aber erst mal vor, damit unsere Bienen zum Fliegen kamen. So gegen 12.30 Uhr war es soweit, dass wir mit dem überzogenem Schleier die nun doch schon unruhig gewordenen Bienen aus ihrer Gefangenschaft befreien konnten. Wie beim Verladen am frühen Morgen, bekamen die Immen vor dem Öffnen wieder ein Schuss Wasser, und zwar wurde ein vollgesogener Schwamm über dem Gitter schleudernd ausgequetscht. Gegen 13.15 Uhr sind wir endlich in einem Dorfgasthaus in Simmersfeld zum Mittagessen eingekehrt. Braten mit Salat und - wie es sich gehört Spätzle. Es waren zum Glück nur 4 Gäste, wahrscheinlich Urlauber, in dem Lokal; unsere äußere Erscheinung war auch nicht sehr gepflegt. Wir haben wahrscheinlich den Eindruck von Straßenbau- oder Waldarbeitern hinterlassen. Simmersfeld liegt auf einer leicht nach Osten abfallenden Hochebene. Man hat vom gesamten Ortsbereich einen sehr weiten Blick über endlose Hügelketten in Richtung Tübingen bzw. Böblingen. Hermann war in den Vorjahren schon im Haus des Försters, trotzdem mussten wir eine Weile suchen bis wir es gefunden hatten. Wir sind sogleich in das zuvor empfohlene "gute Gebiet" losgefahren.
Etwa 12 km war es entfernt und mit einem Eisen/Maschendrahttor abgeschottet, jedoch nicht mehr verschlossen. Schon gleich am Eingangsbereich standen viele alte Weißtannen. Unsere ersten Blicke waren natürliche auf den Bodenbereich an diesen Tannen gerichtet, in der Hoffnung auf glänzende und feuchte Blätter. Leider waren nur wenige Tröpfchen zu erkennen. Wir sind nun weiter in dieses Waldgebiet gefahren. Die ehemalige militärische Nutzung konnte noch klar erkannt werden, vor allem wegen des rasterartigen Wegenetzes. Die Wegen waren demzufolge alle gut geschottert und zementiert. Munitionsbunker konnte man keine mehr sehen, dafür aber Erdhügel, die mit Bäumchen bepflanzt waren. Der Förster hat uns erklärt, dass die Bunker zwar gesprengt, jedoch wegen des enormen Arbeitsaufwandes mit den schweren Zementklötzen einfach mit Erde überschüttet wurden. Unter diesen bepflanzten Hügelchen schlummerten also diese zerrissenen Bunker.
Die ehemals militärische Anlage gehörte bis vor kurzem zu den Garnisonen in Calw und Nagold. Der Bestand an Weißtannen war im gesamten Bereich sehr gut, an Honigtau war aber kaum etwas zu erkennen. Trotzdem holten wir von den am Vormittag aufgestellten Völkern noch eines und stellten es als Waagvolk in diesem Gebiet auf. Selbstverständlich hatten wir dieses Waagvolk am Vormittag schon vorgesehen und nicht geöffnet. Wir stellten die Beute nur auf Latten und Holzkeile direkt auf den ebenen Betonboden am Wegesrand. Auch auf diesem Standplatz zeigte unser Höhenmesser auf 820 m.
Zwischenzeitlich war die Uhr auf 15.30 Uhr gerückt. Der Förster war übrigens bereit, die Waagvölker im Turnus aufzusuchen und evtl. Zunahmen zu registrieren. Über Telefon standen somit die Imker aus Hochstadt und Förster aus Simmersfeld in Verbindung.
In anderen benachbarten Waldgebieten haben wir an diesem Tag auch nicht viel Tau gefunden. Wir sind dabei noch eine ganz schöne Strecke bis nach dem etwa 30 km entfernten Hundsbach gefahren. Dort sind Wälder mit sehr alten Weißtannen noch urwüchsiger und die umliegenden Bergkegel erreichen Höhen von fast 1000 m. Dieses Gebiet liegt südlich von Forbach/Murgtal in einem kleinen Seitentälchen. In der Waldtrachtsaison war es noch recht früh und wir konnten hoffen, dass der Honigsegen in den nächsten Tagen noch über unsere aufgebauten Völker hereinbrechen würde.
Ein langer Wandertag ging gegen 19.45 Uhr an Besichtigungsstellen der alten Weißtannen in Hundsbach zu Ende und wir haben erst zu diesem Zeitpunkt die Heimreise angetreten. Gegen 22.15 Uhr sind wir wieder in Hochstadt angekommen. Zu diesem Zeitpunkt war noch nicht klar, ob sich der gesamte Aufwand mit einer entsprechenden Honigernte lohnen würde.
Ergebnis: es war ein unterdurchschnittliches Jahr.
Hans Fischer; 1999